Making it Work
Unter dem Titel "Making it Work – Best Practices in Hiring International Tenure Track Professors" lud die Wübben Stiftung Wissenschaft Ende November sechs Universitäten zu einem Workshop mit internationalen Expert:innen nach Berlin ein. Voraussetzung war die Teilnahme eines Dreierteams aus (Vize-)Präsident:in, einem Vertreter der Berufungs- und der internationalen Abteilung. So sollte ein breites inneruniversitäres Echo für die Ergebnisse entstehen. Die internationalen Expert:innen und die Stiftung waren von der Resonanz und dem großen Interesse der Teilnehmer:innen beeindruckt.
Am Vorabend schilderte die Neurowissenschaftlerin Graziana Gatto (Universität zu Köln) in einer unterhaltsamen Dinnerspeech ihre Reise als „true international“ ins deutsche Wissenschaftssystem. Der Workshop am Folgetag fand im ehemaligen Staatsratsgebäude, heute Sitz der ESMT, statt. Eine kurze Keynote der Stiftung führte in das Thema ein: Trotz Deutschlands Attraktivität als Forschungsstandort mit hoher Wissenschaftsfreiheit und Lebensqualität liegt der Anteil internationaler Professor:innen bei lediglich 7,7 %.
Fokus auf frühe Karrierephasen
Politik, Förderorganisationen und Universitäten streben daher an, mehr exzellente Wissenschaftler aus dem Ausland zu gewinnen. Die neue Internationalisierungsstrategie des Bundes und der Länder betont, einen „verstärkten Fokus auf internationale Berufungen und den Übergang internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen" zu legen, um die "Bedingungen für [ihre] Gewinnung, Aufnahme und Integration" zu verbessern (siehe Strategie der Wissenschaftsministerinnen und -minister von Bund und Ländern 2024-2034: Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland, S. 12).
Vorteile stärkerer Internationalisierung
Zudem unterstreichen verschiedene Gutachten und Studien (u.a. EFI, HRK, DZHW/InWiDeHo) die Notwendigkeit, die Zahl internationaler Professor:innen zu erhöhen. Auch die Strategiepapiere vieler Universitäten beschäftigen sich mit den Vorteilen einer stärkeren Internationalisierung der Professorenschaft. Diese liegen insbesondere im Gewinn an wissenschaftlicher Kreativität und weltweiter Vernetzung sowie der internationalen Rekrutierung von Doktoranden und Postdoktoranden.
Vor dem Workshop nannten Universitäten folgende Herausforderungen bei internationalen Berufungen:
- Verfahrensdauer
- Sprachbarrieren
- Kompatibilität von Abschlüssen
- Fehlende Netzwerke
- Unkenntnis der Förderlandschaft
- Bürokratie
- Onboarding-Probleme
- Fehlende Willkommenskultur
- Dual Career-Fragen
- Familiensituation
Als Lösungen schlugen sie vor:
- Aktive Rekrutierung
- Ermutigung der Fakultäten, auch im Ausland zu suchen
- Entwicklung von Tenure-Track-Prozessen
- Anpassung an internationale Standards
- Intensivierung der Betreuung
- Onboarding-Konzepte
- Abbau von Sprachbarrieren auf allen Seiten
Im interaktiven Workshop diskutierten die Teilnehmer:innen anhand von Impulsen und Beispielen der internationalen Expert:innen zentrale Aspekte internationaler Berufungen. Ziel war es, Antworten zu finden, wie Universitäten internationale Talente gewinnen und erfolgreich integrieren können. Das Spektrum reichte von "active recruiting", der Gestaltung ansprechender Stellenanzeigen, Bedürfnisse internationaler Wissenschaftler, personenspezifisches Onboarding bis zu notwendigen innerinstitutionellen Prozessen.
Am Ende des Workshops stand die Erkenntnis, dass erfolgreiche internationale Berufungen eine konzertierte strategische Planung, klare Kommunikation und eine verlässliche Willkommenskultur erfordern. Diese Elemente können die Zahl internationaler Tenure-Track-Professuren erhöhen. Zudem wurden praktische Hinweise und Best Practices aus anderen Ländern vorgestellt.
Die Stiftung dankt allen Beteiligten und freut sich auf Beratungsgespräche, Anträge und einen weiteren Workshop im kommenden Herbst.
Marion Müller
Mit den Programmen Appointment Accelerator und Tenure Track Professorship unterstützt die Wübben Stiftung Universitäten bei der internationalen Gewinnung der Besten. Sie bieten Wissenschaftler:innen attraktive Forschungskonditionen und ein maßgeschneidertes Onboarding.