Chantelle Cameron boxt gegen Katie Taylor am 21. Mai 2023 in Dublin
©picture al­li­an­ce / REUTERS | Jason Cairn­duff
Gesprächsreihe Irritieren Sie mich

Helen Ahner: Weib­li­cher Ehrgeiz

Tu,
May 06

07:00 pm

BRICKS Club Berlin, Mohrenstr. 30, 10117 Berlin

Wenn wir das ver­meint­lich Selbst­ver­ständ­li­che hin­ter­fra­gen, ver­än­dert sich unser Blick auf die Welt. Woher wissen wir, was wir fühlen sollen und was nicht? Warum er­hal­ten unsere Körper Be­deu­tung? Helen Ahner er­forscht die Träume, Er­zäh­lun­gen, Hand­lun­gen, Regeln und Struk­tu­ren, die unser Leben prägen, indem sie mit einem Brenn­glas auf das All­täg­li­che und Normale schaut. Derzeit widmet sie sich Ge­füh­len im Sport und un­ter­sucht, wie sich der Ehrgeiz von Frauen in den letzten hundert Jahren ver­än­dert hat.

In Ar­chi­ven stieß sie auf Zei­tungs­ar­ti­kel der 1920er-Jahre, die de­bat­tier­ten, ob Frauen für den Wett­kampf­sport ge­eig­net seien. Aus heu­ti­ger Sicht eine ir­ri­tie­ren­de Dis­kus­si­on. Aus diesem Grund begann Helen Ahner, die his­to­ri­schen Hin­ter­grün­de solcher Dis­kus­sio­nen und den Wandel von Leis­tungs­nor­men und -ge­füh­len zu er­for­schen. Ihr Ziel: den heu­ti­gen Alltag und die his­to­ri­schen Zu­sam­men­hän­ge besser zu ver­ste­hen. Am Bei­spiel von Sport­le­rin­nen zeigt Helen Ahner, wie die ver­än­der­te Wahr­neh­mung des Körpers und der damit ver­bun­de­nen Gefühle letzt­lich dazu führte, ge­sell­schaft­li­che Regeln zu hin­ter­fra­gen und zu ändern. 

Die Ir­ri­ta­ti­on dient ihr als er­kennt­nis­lei­ten­des Gefühl, das neue Fragen er­öff­net. Ihr Un­ter­su­chungs­ge­gen­stand, das All­täg­li­che und ver­meint­lich Banale, birgt selbst Ir­ri­ta­ti­ons­po­ten­zi­al. Immer wieder muss sie er­klä­ren, warum Po­pu­lär­kul­tur, Rituale oder All­tags­ob­jek­te wis­sen­schaft­lich re­le­vant sind. Dabei sind es gerade die kleinen Dinge, in denen sich das große Ganze spie­gelt und konkret wird: Fuß­ball­schu­he, die drücken, weil sie für männ­li­che Norm­kör­per her­ge­stellt wurden, joviale Witze über ae­ro­bic­wü­ti­ge Haus­frau­en, die den sport­li­chen Eifer als eitlen Zeit­ver­treib dif­fa­mie­ren, und Girl­boss-Ac­ces­soires, die weib­li­ches Leis­tungs­stre­ben als Life­style ka­pi­ta­lis­tisch ver­mark­ten, spre­chen Bände über die Aus­hand­lung ge­sell­schaft­li­cher Teil­ha­be und Ehrgeiz im Alltag. 

In Ko­ope­ra­ti­on mit der Jungen Aka­de­mie
Weitere In­for­ma­tio­nen zur Ge­sprächs­rei­he finden Sie hier.

Helen Ahner
©Rosa Burczyk

Helen Ahner

Helen Ahner ist As­sis­tenz­pro­fes­so­rin am In­sti­tut für Eu­ro­päi­sche Eth­no­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien. Sie forscht zu Ge­füh­len, Körpern, Dingen und Er­fah­run­gen in his­to­ri­scher und ge­gen­wär­ti­ger Per­spek­ti­ve. Ahner stu­dier­te und pro­mo­vier­te am Ludwig-Uhland-In­sti­tut für Em­pi­ri­sche Kul­tur­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Tü­bin­gen. Danach ar­bei­te­te sie drei Jahre am Ber­li­ner Max-Planck-In­sti­tut für Bil­dungs­for­schung im Bereich Ge­schich­te der Gefühle. Seit Juni 2024 ist sie Mit­glied der Jungen Aka­de­mie. 

Anmeldung

Irritieren Sie mich am 6. Mai 2025, 19 Uhr (Einlass 18:30 Uhr)

Hinweis zu Film- und Fo­to­auf­nah­men
Wir möchten Sie darauf hin­wei­sen, dass bei unseren Ver­an­stal­tun­gen Fotos- und/oder Film­auf­nah­men gemacht werden. Teil­neh­mer:innen er­klä­ren sich damit ein­ver­stan­den, dass Foto- und Film­auf­nah­men von ihnen während der Ver­an­stal­tun­gen ge­fer­tigt werden. Sie sind mit einer zeit­lich und räum­lich un­be­schränk­ten Nutzung dieser Auf­nah­men durch die Stif­tung und ihre Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner ein­ver­stan­den.

Ge­sprächs­rei­he Ir­ri­tie­ren Sie mich

In unserer Ge­sprächs­rei­he wollen wir uns ge­mein­sam mit dem Pu­bli­kum durch un­ge­wöhn­li­che For­schungs­fra­gen, ori­gi­nel­le Her­an­ge­hens­wei­sen und neueste Er­kennt­nis­se ir­ri­tie­ren lassen. Neben der in­halt­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung mit ein­zel­nen For­schungs­the­men geht es uns um die grund­sätz­li­che Frage, wie das „Neue“ in Wis­sen­schaft und For­schung ent­steht. Lernen Sie Wis­sen­schaft­ler:innen kennen, die neue Wege gehen, uns mit ihrer For­schung her­aus­for­dern und frische Per­spek­ti­ven für den wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­ge­winn bieten.
 

Bild: picture al­li­an­ce / REUTERS | Jason Cairn­duff