Steueroasen dienen nicht nur dazu, Geld zu verstecken, sondern auch, es zu vermehren. Wie dies funktioniert und warum das so heikel ist, erforscht die Politikwissenschaftlerin Andrea Binder. International tätige Banken vergeben in Offshore-Finanzzentren wie den Cayman Inseln oder Luxemburg günstige Kredite in US-Dollar an andere globale Banken, Konzerne oder Unternehmen. Mit jedem Kredit in der US-Währung erhöhen die Banken somit die Dollar-Geldmenge. Dieses Vorgehen ist bereits seit längerem bekannt und legal. Allerdings, so Binder, entzieht sich diese Geldvermehrung jeglicher Bankenaufsicht und politischer Kontrolle. Sie unterläuft nicht nur Regeln, die für die Banken in ihren Heimatmärkten gelten, sondern trägt auch zur steigenden Ungleichheit bei.
Im Gespräch mit Peter-André Alt erklärt Andrea Binder, wie die demokratische Kontrolle umgangen wird, warum dies massiv die Stabilität des Finanzsystems gefährdet und wie sie mit ihrem Forschungsgegenstand immer wieder für Irritationen sorgt und Grenzen des Ungesagten überwindet.
In Kooperation mit der Jungen Akademie
Andrea Binder
Andrea Binder ist Forschungsgruppenleiterin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und Freigeist-Fellow der Volkswagenstiftung. Ihre Forschung konzentriert sich auf globale Finanzen und humanitäre Politik - insbesondere im Hinblick auf Steuer- und Regulierungsoasen. Ihr aktuelles Buch "Offshore Finance and State Power" ist 2023 bei Oxford University Press erschienen. Die Politikwissenschaftlerin ist seit 2022 Mitglied der Jungen Akademie.